Modelle als Analyseinstrument

Modelle dienen zur Vereinfachung einer Problemstellung und damit zur Strukturierung von politischen Analysen. Das bedeutet auf der einen Seite, dass man durch Modelle die Wirklichkeit besser versteht. Auf der anderen Seite besteht aber auch die Gefahr, dass die Wirklichkeit zu sehr vereinfacht und damit nicht mehr zutreffend dargestellt wird.

 

Unten werden die zwei gängigsten Modelle in Gemeinschaftskunde vorgestellt: Die drei Dimensionen des Politischen und der Politikzyklus.


Die drei Dimensionen des Politischen

Aus der Diskussion darüber, was "Politik" eigentlich ist, hat sich eine Unterscheidung "des Politischen" in drei Dimensionen ergeben:

 

1. Polity - die institutionelle Dimension von Politik

 

Diese ist "durch Verfassung, Rechtsordnung und Tradition festgelegt". Sichtbare Insitutionen dieser Dimension sind z.B. Regierung, Parlamente und Gerichte, aber auch Schulen oder die Grundsätze der politischen Willensbildung (Wahlen, Parteien, Grundrechte,...)

 

2. Policy - die inhaltliche Dimension von Politik

 

Diese Dimension beschäftigt sich mit Zielen, Aufgaben und Gegenständen von Politik. Gerade diese Dimension ist wegen der begrenzten Mittel, mit denen Politik Bedürfnisse und Interessen bedienen muss, von Konflikten geprägt.

 

3. Politics - die prozessuale Dimension von Politik

 

Bei dieser Dimension wird der Fokus "auf die Vermittlung von Interesse durch Konflikt und Konsens" gelegt. Dazu gehören "alle Formen der Macht und ihrer Durchsetzung, die formellen Formen der verfassten Rechtsordnung wie auch informelle und verborgene [Formen]".

 

(Alle Zitate aus: Jöckel, Peter und Dirk Lange (Hrsg): Politik und Wirtschaft, Kursthemen für die Sekundarstufe II; Band 2: Demokratie, Politische Beteiligung in Deutschland und Europa, Würzburg 2013, S.17.)


Die Dimensionen des Politischen als Analyseinstrument

Grundsätzlich bieten die drei Dimensionen des Politischen zunächste einmal ein Instrument, um bei einer Fragestellung einen guten Überblick zu erhalten und die Gedanken zu strukturieren.

 

Allerdings besteht mit diesem Ansatz auch die Möglichkeit, ein politisches Problem aus einem bestimmten Blickwinkel heraus zu beleuchten.

 

1. Fokus liegt auf der Polity-Dimension.

Dabei werden die Institutionen etc. analysiert und gegebenenfalls verglichen.

Beispiel: Erörtere, welches Verfassungsorgan der BRD die größte Legitimität beseitzt.

 

2. Fokus liegt auf der Policy-Dimension.

Dabei werden Anforderungen, Möglichkeiten und Formen öffentlichen Handelns untersucht, meistens im Hinblick auf Effektivität, Effizienz oder Fragen der Gerechtigkeit.

Beispiel: Beurteile, ob die Frauenquote ein effizientes Instrument zur Durchsetzung von Gleichberechtigung von Mann und Frau in der Arbeitswelt ist.

 

3. Fokus liegt auf der Politics-Dimension.

Hier steht im Mittelpunkt, welche Akteure wie miteinander interagieren. Dabei könnten Institutionen eine Rolle spielen, wenn sie für die Interaktion einen Rahmen vorgeben.

Beispiel: Burteile folgende Aussage: "Lobbyisten haben einen größeren Einfluss auf die Abgeordneten als die Wähler."

 

(Vgl.: http://www.volkervonprittwitz.de/mehrdimensionale_politikanalyse_september.pdf)


Der Politikzyklus

Beim Politikzyklus wird Politik als eine endlose Kette von Versuchen verstanden, ein gesellschaftliches/politisches Problem zu bewältigen.

 

Zunächst besteht ein Problem, über das öffentlich gestritten wird. Hierbei spielen auch die Medien eine wichtige Rolle. Eventuell wird dadurch das Problem auch noch einmal verändert bzw. konkretisiert.

Dieses Problem wird dann von den politisch Handelnden aufgenommen und der Versuch unternommen, das Problem über ein Gesetz zu beseitigen.

Diese Entscheidung wird im Anschluss erneut öffentlich diskutiert.

War die Maßnahme erfolgreich, endet der Kreislauf. Besteht das Problem fort, oder ergibt sich ein neues Problem, beginnt der Kreislauf neu.

 


ACHTUNG:

Bei der Bewertung der Entscheidung wird analysiert, ob die Öffentlichkeit (und damit eine angenommene Mehrheit in der Bevölkerung) das Problem als gelöst betrachtet oder nicht. Allerdings werden auch die Perspektiven unterschiedlicher gesellschaftlicher Akteure in den Blick genommen (z.B. Gewerkschaften, Medien, Parteien, ... )

 

Möchte man (bzw. sieht die Aufgabenstellung das vor) einen Schritt weitergehen und die Entscheidung persönlich bewerten, sollte man sich folgende Fragen stellen:

  • "Respektiert die politische Entscheidung die Menschenwürde und die aus ihr ableitbaren Grundrechte (Kategorie Menschenwürde)
  • Entspricht die Entscheidung den Gemeinwohlprinzipien von Effizienz, allgemeiner Zumutbarkeit, Verteilungsgerechtigkeit und Zukunftssicherung. Fördert Sie den inneren Frieden ? (Kategorie Gemeinwohl)
  • Wie ist die Entscheidung vor dem Hintergrund des eigenen Standpunktes zu bewerten? (Kategorie individuelles Interesse)"

(Zitat aus: http://nibis.ni.schule.de/~nachsied/methoden/politik.htm)


Ergänzend zum oben stehenden Politikzyklus bietet sich auch der Dreischritt von A Petrik an, der ein ähnliches Prinzip anwendet, jedoch etwas übersichtlicher ist. Vor allem die Leitfragen bieten eine gute Struktur für die Analyse.